Veröffentlicht am 14.07.2023
Investorengruppen verlieren Millionen Euro
Bis vor 3 Jahren waren Investorengruppen in der Hausverwaltungs-Branche sehr selten. Mittlerweile drängen diese zunehmend - mehr oder weniger erfolgreich - in den Markt.
Bis vor zwei, drei Jahren waren Investorengruppen in der Hausverwaltungs-Branche sehr selten. Es gab nur einige wenige professionelle Investoren, die sukzessive über den Zukauf von bestehenden Firmen gewachsen sind.
Seit dem Jahr 2020 versuchen jedoch einige professionelle und zahlreiche semi-professionelle Investorengruppen, im Markt der Hausverwaltungen an einer Markt-Konsolidierung mitzuwirken und so Geld zu verdienen. Bundesweit sind uns mehr als 45 solcher Investorengruppen bekannt.
Warum ist der Markt der Immobilienverwaltung interessant? Hausverwaltungs-Umsätze sind stabil und wiederkehrend. Die Branche gilt als kleinteilig, als technologisch rückständig und schreit mit mehr als 21.000 Hausverwaltungsfirmen geradezu nach einer Marktbereinigung.
Die Niedrigzinsphase hat zudem dafür gesorgt, dass immer waghalsigere Investitionen durchgeführt wurden, um Rendite zu erzielen. Das führte zu Geschäftsmodellen, die sich bei Niedrigzins gerechnet haben und die nun auf vollkommen geänderte Bedingungen treffen.
Wie sich nun die letzten Monate immer deutlicher zeigt, verlieren aktuell einige Investorengruppen massiv Mitarbeiter und Kunden und damit letztlich Firmenwerte. Insbesondere ein größerer Marktteilnehmer hat übernommene Firmen in mehreren deutschen Großstädten mit rasanter Geschwindigkeit strukturell und organisatorisch gegen die Wand gefahren. Dort verlassen Objekte scharenweise diese Betriebe und sorgen bei den lokalen Hausverwaltern für rege Nachfrage. Vor allem aber bringen diese Objekte immens viel Arbeit mit: teilweise zwei Wirtschaftsjahre sind nicht abgerechnet und nicht versammelt, die Unterlagen werden nicht oder höchst unvollständig an den neuen Verwalter übergeben. Zahlreiche Objekte stehen komplett ohne Unterlagen da, diese können schlichtweg nicht mehr aufgefunden werden.
Kurzum: Ruf ruiniert, Kunden und Mitarbeiter verbrannt, Versagen auf nahezu allen Ebenen. Und ganz nebenbei Millionen an Euros vernichtet.
Und in kleinerem Stil spielen sich bundesweit ähnliche Dramen ab: Da kommen vermeintlich clevere Investoren, kaufen einige Hausverwaltungs-Firmen zusammen, versuchen mit neuen Methoden und unter Einsatz von Software und digitalen Methoden „Hausverwaltung anders zu denken“. Und wundern sich: Kunden erwarten eine Abrechnung? Eine Rückmeldung beim Leitungswasserschaden? Einen Anruf beim Handwerker wegen einer Rücksprache zu einem Reparaturvorgang? Kurzum: es herrscht bei zahlreichen solcher Firmen schlichtweg Chaos. Und zwar im Tagesgeschäft mit den Kunden, nicht auf den Homepages. Dort präsentieren sich einige als „Weltenretter“ der deutschen Hausverwalter-Landschaft.
Die Ursachen für dieses Versagen bei zahlreichen Investorengruppen sind vielschichtig: vereinzelt Überheblichkeit der agierenden Personen, vereinzelt wird die Transformation einer bestehenden Hausverwaltungsfirma auf neue Methoden und Strukturen unterschätzt, vereinzelt wird mitten in laufenden Abrechnungsperioden eine neue Abrechnungssoftware eingeführt, vereinzelt werden Mitarbeiter vergrault, vereinzelt drehen die neuen Inhaber schlichtweg an den vollkommen falschen Knöpfen. Und: Hausverwaltung kann ja so schwer nicht sein, das bekommen wir problemlos hin!
Egal wie: auch hier wird massiv Geld verbrannt, erste Insolvenzen einzelner Investorenmodelle hat es bereits gegeben und weitere spektakuläre Pleiten werden folgen.
Es gibt aber auch positive Beispiele von Investoren-Tätigkeit. Einzelne, professionell agierende Investoren gehen planvoll und behutsam vor, machen Veränderungsprozesse in moderatem Tempo, versuchen den bisherigen Unternehmens-Spirit jedem Unternehmen zu belassen und geben den hinzugekauften Firmen Freiräume in bestimmten Bereichen. Diese wenigen Investorengruppen wissen, dass es zehn Jahre oder länger brauchen wird, das selbst gesteckte Ziel zu erreichen und gehen Schritt für Schritt planvoll vor. Und einzelne dieser positiven Investorengruppen werden Großes erreichen - durch gewissenhafte Arbeit und einen langen Atem.
Andreas Schmeh von PIWI gibt seine ganz persönliche Einschätzung: “Ich freue mich über jeden professionellen Markt-Teilnehmer. Ich bin mir aber sicher, dass 90% aller Investorengruppen Geld verlieren in der Hausverwalter-Branche. 10% aber werden sehr erfolgreich sein.“